Vampire
Princess
Verflucht
Prolog
Ihre
leuchtend weißen Zähne funkelten im Mondlicht und ihre Augen glommen genauso
rot auf, wie der Bluttropfen der von ihrer Lippe herab auf ihr weißes, vom
Regen durchnässtes Shirt, tropfte. Verführerisch leckte sie sich über ihre
Lippen und kam langsam auf ihn zu. In seinen Augen sah man, wie Panik in ihm
aufkeimte, doch er war unfähig sich zu rühren. Sie nahm seinen Kopf langsam und
vorsichtig in ihre beiden Hände und drehte ihn leicht zur Seite. Mit einem
spöttischen Lächeln auf den Lippen kratzte sie mit ihrem Fingernagel einen
langen, dünnen Riss auf seine Wange. Sofort tropften die ersten rot, im
Mondlicht glänzenden, Bluttropfen heraus. Mit einem Stöhnen, bei dem er
zusammenzuckte, leckte sie langsam mit ihrer spitzen Zunge an dem langen,
dünnen Blutfaden entlang. Ihre Augen glommen abermals rot auf und sie begann
heftig an ihm zu saugen. Er wusste nicht wieso, doch erstaunlicherweise
verlangsamte sich sein vor Panik hektisch klopfendes Herz und er entspannte
sich. Genussvoll stöhnte sie auf, schloss ihre Augen und rieb rhythmisch ihren
Unterleib an seinem. In diesem Moment wollte sie nichts anderes mehr – nur noch
ihn, sein Blut und endlich keine Jungfrau mehr sein. Sie war schon oft nah dran
gewesen es zu tun, doch jedes Mal hatte sie sich auf das in ihr aufkeimende
Das-ist-nicht-der-Richtige-Gefühl verlassen, und hatte abgeblockt. Doch dieses
Mal hatte sie dieses Gefühl nicht. Sie wusste zwar, dass sie ihm zuvor einen
großen Schrecken eingejagt hatte, wenn nicht sogar Todesängste, wenn sie sich
daran erinnerte was für eine Panik in seinen Augen aufgeglommen war, aber es
tat ihr leid. Das wusste sie. Und wenn ihr etwas Leid tat, dann tat es das so
richtig. Dann wollte sie sich am liebsten vor der Person in den Dreck knien und
sie unter Tränen um Verzeihung bitten – und genau dieses Gefühl hatte sie
jetzt. Was erstaunlich war, denn im Grunde genommen hätte sie ihn umbringen
müssen, nach all dem was er ihr angetan hatte. Doch sie wusste, wenn sie es
getan hätte, dann würde sie es jetzt bitter bereuen. Normalerweise bedauerte
sie nie etwas, sie durchdachte immer alles ganz genau bevor sie etwas tat –
auch wenn es das Leben eines, wenn nicht sogar mehrerer Menschen kostete, doch
diese Leben waren ihr egal. Selbst wenn vor ihren eigenen Augen tausende von
Menschen grausam umgebracht werden würden – das einzige was sie tun würde war,
regungslos, und ohne eine Miene zu verziehen, zuzusehen wie diese röchelnd zu
Boden sackten und ihr letztes stummes Gebet gen Himmel richteten. Und
vielleicht würde sie bei dem Anblick der blutenden Menschen sich manchmal über
die Lippen lecken und den Wunsch haben, ihre Zähne in sie hinein zu schlagen,
und kräftig zu saugen. Egal was für Schmerzen das dem Mensch brachte. Sie war
es doch schließlich die Schmerzen erlitten hatte, schlimme Schmerzen – und weit
über rein körperliche Schmerzen hinaus. In ihrer tiefschwarzen Seele klaffte
ein riesiges Loch. Und dieses Loch tat weh. Jeden Tag aufs Neue. Sie versuchte
immer den Schmerz tapfer hinunter zu schlucken, doch so ganz gelang es ihr nie.
Und sie wusste auch, dass dieses Loch nicht so schnell verheilen konnte. Egal
wie heftig sie mit einem Typen rummachte, egal wie viel Blut sie in sich hinein
saugte – egal ob sie irgendwann ihre große Liebe finden würde, und auch wenn diese
schon längst vor ihr stand und sie ohne sich zu wehren an sich trinken ließe …
- das Loch würde bleiben. Es konnte nicht geflickt werden, so wie die Wunde die
sich ein kleines Mädchen beim Inline skaten zuzog mit einem einfachen, mit bunt
bestickten Mustern geflickt werden konnte. Und diese Erkenntnis tat weh. Sehr.
Sie hatte das Gefühl als würde sie immer weiter, und immer tiefer in ein
großes, schwarzes Loch aus Trauer und Schmerz hineingezogen werden und als ob
jeden Tag ein weiteres Stück ihrer Seele davon verschlungen wurde.
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